Stinus-Orhopädietechnik GmbH - Achern

Von krummen und schiefen Zehen:

Erkrankungen- und Behandlungsformen am Vorfuß

Ohne unsere Zehen könnten wir uns nur schwer fortbewegen. Trotzdem muten wir ihnen in falschem Schuhwerk vieles zu. Heute gehören Fehlstellungen des Vorfußes deshalb zu den „vermeidbaren“ aber dennoch häufigen Erkrankungen.

Ob in Sandalen oder als Blickfang in einem modischen Highheel – unsere Zehen sind weit mehr als der vordere Teil unserer Füße. In ihnen befinden sich Nervenenden, die uns dabei helfen, das Gleichgewicht zu halten und das Gewicht unserer Körper zu tragen. Der große Zeh ist gar die wichtigste Antriebsfeder für die Bewegungsabläufe unserer Füße. Zusammen mit dem Mittelfußknochen bilden die fünf Zehenknochen den sogenannten Vorfuß. Er erstreckt sich bis zu den sogenannten LIsfranc-Gelenken, die den Mittelfußknochen mit der Fußwurzel im Mittelfuß verbinden.

Krumm und schief und Schmerzen noch dazu

Aus ihrer Funktion ergibt sich für unsere Zehen vielfach eine erhebliche Belastung, die wir durch unpassendes Schuhwerk oftmals noch verstärken. Obwohl Experten von einer genetischen Veranlagung ausgehen, ist der Hallux valgus, auch als „Schiefzehe“ oder „Ballenfuß“ bekannt, ist eine der häufigsten, zivilisatorisch bedingten Fehlbildungen der Zehen, die in erster Linie durch zu enges Schuhwerk und hohe Absätze entstehen. Sie betrifft vorrangig Frauen ab 40, tritt aber auch bei Männern und Jugendlichen auf. Untersuchungen gehen davon aus, dass zwei bis vier Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Die exakten Gründe sind bis heute nicht klar identifiziert, sicher ist jedoch, dass es zuerst zu einer Einwärtsdrehung der Großzehe kommt, die wiederum zu einem Ungleichgewicht zwischen den an- und abspreizenden Sehnen – der Beuge- und Strecksehne – dieser Zehe führt. Auf diese Weise führt reine Biomechanik – ausgelöst durch normale Bewegung – zu einer stetigen Verschlimmerung.

Im Unterschied zum Hallux valgus handelt es sich beim „Hallux rigidus“ um eine schmerzhafte Einsteifung des Großzehengrundgelenks, die dort durch eine Arthrose entstehen kann.

Auch unsere zweiten bis vierten Zehen können von Fehlstellungen betroffen sein. Diese Fehlstellungen werden „Hammer- bzw. Krallenzeh“, Digitus malleus, genannt. Ein Krallenzehn entsteht, wenn ein Zeh im Grundgelenk überstreckt und zugleich im Mittel- und Endgelenk gebeugt ist, während beim Hammerzeh nur das Endgelenk maximal gebeugt ist. Ähnlich wie beim Hallux valgus bilden zu enge Schuhe mit zu hohen Absätzen die häufigsten Auslöser für diese Beschwerden. Hinzu kommen andere Fehlstellungen der Füße, wie Spreiz-, Platt- oder Knickfuß, und neurologische Erkrankungen oder Unfälle. Hammer- und Krallenzeh treten dabei häufig in Kombination mit einem Hallus valgus auf.

Schmerzen lindern und Fehlstellung mindern

Der Hallux valgus lässt sich mit einer Reihe von nicht-operativen Methoden behandeln, die von Einlagen über Physiotherapie und Zwischenzehenpolster bis hin zu Schienenbehandlungen reichen. Allen gleich ist, dass sie wenig Möglichkeiten bieten, den Hallux valgus zu heilen. Sie erreichen in erster Linie ein Aufhalten der Verschlimmerung. So nützen beispielsweise die eher unbequemen Schienen nur dann, wenn sie Tag und Nacht getragen werden

Auch der Bewegungsschmerz des versteiften Großzehengrundgelenks bei einem Hallux rigidus lässt sich mit orthopädischen Schuhen behandeln. Dazu erfolgt eine Bettung des Großzehballens und eine Versteifung an der Einlage, die sogenannte Rigidusrolle. Für eine verbesserte Wirkung sollte dies mit physikalischen Maßnahmen, wie mobilisierender Physiotherapie, Intoprothesen oder Kaltplasma und einer medikamentösen Therapie verknüpft werden.

Lässt sich mit orthopädieschuhtechnischen und anderen konservativen Therapiemaßnahmen dauerhaft keine Linderung vorhandener Schmerzen erreichen, empfehlen Mediziner eine Operation. Hier gilt die aus dem angloamerikanischen Raum stammende Devise: „No pain, no surgery.“ Damit ist gemeint, dass eine Operation tatsächlich dann Sinn macht, wenn Schmerzen nicht nur in High Heels, sondern beim Tragen normalen Schuhwerks auftreten.

Mit den Mitteln der modernen Medizin ist es heute möglich, Zehenfehlstellungen und -einsteifungen erfolgreich zu behandeln. Welches Operationsverfahren hier sinnvoll ist, das ergibt sich aus einer individuellen Diagnose der vorliegenden Ausprägung der Zehenfehlstellung, des Winkels der Fußknochen zueinander und des Ausmaßes einer eventuellen Arthrose. Hier stellen wir Ihnen einen Ausschnitt aus den möglichen Techniken vor.

Hallux valgus – Gelenke erhalten

Im Fokus der klassischen Operationsmethodik steht stets der Erhalt der betroffenen Gelenke. Dazu wird die vorliegende Fehlstellung begradigt, indem beispielsweise der Knochen durchtrennt und gerichtet wird. Je nach individueller Diagnose erfolgt dies bei der sognannten Chevron-Osteotomie am Mittelfußköpfchen oder am Mittelfußschaft als Scarf- oder Basis-Osteotomie. Um die Knochen sicher zu fixieren, werden Titanschrauben eingesetzt, die zugleich eine Teilbelastung im orthopädischen Vorfußentlastungsschuh gewährleisten. Der Vorteil des hochwertigen Materials ist, dass diese Schrauben in der Regel nach der Operation nicht entfernt werden müssen. . Bei schweren Deformitäten der Zehen und einer Instabilität im Mittelfuß wird der Korrektureingriff näher an der Ferse durchgeführt. Dabei wird am ersten Mittelfußgelenk eine Stabilisierung in Form einer Platte mit Zugschraube eingesetzt. Für gewöhnlich wird bei diesen Operationsverfahren auch die verkürzte Sehne mittels eines sogenannten „lateralen Release“ verlängert, die den Zeh in die Fehlstellung gezogen hat.

Ist im Anschluss noch eine Fehlstellung am Großzehengrundglied vorhanden, kann die Chevron-Osteotomie durch eine sogenannte Akin-Osteotomie ergänzt werden, um eine vollkommen gerade Großzehenstellung zu erreichen.

Hallux rigidus – wenn das Gelenk steif wird

Eine leichte Arthrose mit geringer Einsteifung der Großzehe – dem Hallux rigidus – kann zu schmerzhaften Druckstellen führen, die mittels einer sogenannte Cheilektomie behandelt werden kann. Dabei werden die für die Beschwerden verantwortlichen Knochenanbauten, die Osteophyten, abgetragen. Um das betroffene Gelenk zu erhalten, kann eine zusätzliche Korrektur-Osteotomie des Mittelfußköpfchens oder des Basisgliedes sinnvoll sein.

Für aktive Menschen mit starker Arthrose ist alternativ eine Versteifung, eine Arthrodese, des verschlissenen Großzehengrundgelenkes in Funktionsstellung die beste Methode. Ihre Resultate sind so gut, dass in der Regel fast alle Sportarten nach Ausheilung der Operation weiter betrieben werden können.

Therapie bei Hammer- und Krallenzeh

Bei Fehlstellungen der Kleinzehen, dem Digitus malleus, kommt ein abgestuftes Verfahren, eine sequentielle Therapie, zum Einsatz. Dabei geht es darum, den betroffenen Zeh mit der Operation in eine spannungsfreie und korrekte Stellung zu bringen.

Ist die Fehlstellung noch beweglich, kann bereits eine Sehnenverlängerung für einen Therapieerfolg ausreichen. Ist sie bereits steif, wird in einer OP nach der Hohmann-Methode ein Teil des knöchernen Grundgliedes entfernt. Bei der sogenannten Weil-Osteotomie wird wiederum der häufig verlängerte Mittelfußknochen verkürzt, um die erwünschte Druckentlastung auf die betroffenen Zehen zu erreichen.

Modern und minimal-invasiv

Im Zuge der Weiterentwicklung der modernen Medizin werden konstant neue, innovative Techniken entwickelt, um Eingriffe für Patienten so schonend wie möglich zu gestalten. Das gilt insbesondere auch für die Fußchirurgie, für die es bei passenden Voraussetzungen inzwischen eine Reihe von neuartigen OP-Verfahren als Alternative zu klassischen Methoden gibt.

So ermöglicht die DMMO (Minimalinvasive Distale Metaphysäre Metatarsaleosteotomie) bei der Behandlung von Hammer- und Krallenzehen eine Druckentlastung zu erreichen, in dem das Mittelfußköpfchen nur leicht verkürzt und angehoben wird. Dieser Eingriff kann bereits über einen oder mehrere kleine Hautschnitte umgesetzt werden und bietet so eine schonende Alternative zur Weil-Osteotomie.

Die MIS, eine Korrektur-Osteotomie des sogenannten Schneiderballens, des Digitus quintus varus, setzt auf eine ähnliche Vorgehensweise. Bei einer Stichinzision wird das Mittelfußköpfchen zum Mittelfuß hin verschoben, wodurch sich der Fuß verschmälert. Anschließend werden die Kleinzehen durch eine spezielle Verbandstechnik in die richtige Position gebracht.

Auch die minimal-invasive Cheilektomie zählt zu den besonders schonenden, modernen Verfahren. Hier werden schmerzhafte Druckstellen behandelt, die bei einem Hallux rigidus durch große Knochenanbauten, die Exostosen, entstehen können.

Auch wenn es möglicherweise genetische Anfälligkeiten für die beschriebenen Erkrankungen gibt  - wer sich die Unannehmlichkeiten eines Hallux valgus oder anderer Vorfuß-Erkrankungen ersparen will, sollte vor allem darauf achten, seinen Füßen nur sehr begrenzt zu enges Schuhwerk mit zu hohen Absätzen zuzumuten.

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